Der deutsche und internationale Gartenbau, sowie die Substratindustrie, welche diesen mit Kultursubstraten zum Zweck der Pflanzenproduktion beliefert, hat sich mit dem in den kommenden Jahren immer stärker werdenden Problem des Rückgangs der Abbaumengen beim deutschen Schwarztorf zu beschäftigen. Zum einen ist die Ressource endlich, zum anderen werden keine neuen Torflagerstätten mehr für einen Abbau freigegeben. Politisch gewollt ist dazu neben der natürlichen Verknappung von Schwarztorf eine deutliche Reduktion der eingesetzten Torfmengen in den kommenden Jahren. Dieses wird dazu führen, dass in allen Bereichen des Gartenbaus und mehr als heute bereits praktiziert auch alternative Substratausgangsstoffe verstärkt zum Einsatz kommen werden.
Ohne einen hochprozentigen Anteil an geeignetem Schwarztorf in dem Kultursubstrat ist die Haltbarkeit dieser maschinell hergestellten Presstöpfe aktuell nicht gesichert. Der Anteil des Schwarztorfes liegt im Mittel bei 80-90 Vol.-%, es werden aber auch oft Presstopfsubstrate zu 100 Vol.-% aus Schwarztorf hergestellt. Je geringer der Anteil Schwarztorf, desto geringer ist die Haltbarkeit des Presstopfes. Weitere Anteile können der weniger stark zersetzte Weißtorf sein, aber auch zunehmend alternative Substratausgangsstoffe wie Kompost oder feine Holzfasern.
Jungpflanzenbetriebe, die auf die Presstopfproduktion und die Vermehrung in Presstöpfen spezialisiert sind, nehmen eine Aussaat diverser Gemüsearten, Kräuter und vereinzelt auch Zierpflanzen vor. Im Gemüsebau ist die Haltbarkeit der Presstöpfe von entscheidender Bedeutung, da diese nach dem Auflaufen des Saatgutes und einer ausreichend fortgeschrittenen Wurzelentwicklung mit speziellen Pflanzmaschinen z.B im Freiland aber auch im Unterglasanbau ausgepflanzt werden. Die mechanische Beanspruchung der Presstöpfe ist dabei recht hoch und sie dürfen nicht auseinanderbrechen!
Um den hochspezialisierten Gartenbaubetrieben Kultursubstrate zur Produktion von Presstöpfen auch für den Fall zur Verfügung stellen zu können, dass es bedingt durch die Knappheit des Schwarztorfes zu einer verstärkten Streckung mit Weißtorf und anderen im Gartenbau üblichen Ausgangsstoffen kommt oder auch für den Fall, dass Presstöpfe hergestellt werden müssen, welche den Ansprüchen nationaler und internationaler Bioverbände genügen (gefordert sind dann hohe Anteile an alternativen Sustratausgangsstoffen), bedarf es eines Substratzusatzes, welcher es dem Jungpflanzengärtner und dem weiter verarbeitenden Gartenbau erlaubt, von seiner gewohnten Produktionsweise möglichst nicht oder nur gering abweichen zu müssen. Dieser Zusatz muss eine Vielzahl an Eigenschaften und Bedingungen erfüllen, um dafür geeignet zu sein.
Nach langer Recherche, intensiver Entwicklungsarbeit und umfangreichen Versuchsreihen ist es Floragard gelungen, einen solchen Substratzusatz zu entwickeln – Flora Eco-Glue. Presstöpfe mit Weißtorfanteilen von 50 Vol.-% und höher oder hohem Anteil an alternativen Substratausgangsstoffen sollten damit nach Praxisergebnissen der letzten 2 Jahre zuverlässig hergestellt und weiterverarbeitet werden können. Zumindest ist der bisherige Stand zahlreicher Versuche hochspezialisierter Gartenbaubetriebe im In- und Ausland mit Substraten aus deutschen und baltischen Substratwerken. Hierbei wurden in 2 Betrieben selbst aus Substraten mit einem Anteil von 70 Vol.-% Weißtorf Presstöpfe erstellt, welche den Ansprüchen der weiteren Verarbeitung genügten. Aufgrund der Biotauglichkeit wurden ebenfalls in diversen Betrieben 50 % und 60 % alternative Ausgangsstoffe enthaltende Substrate getestet, welcher unter Einhaltung ökologischer Kriterien Jungpflanzen in Presstöpfen produzierten. Weder gravierende Veränderungen in der Kulturführung noch signifikante technische Veränderungen an den Presstopfmaschinen mussten von den Betrieben vollzogen werden. Lediglich die zugeführte Wassermenge bei der Herstellung der Presstöpfe muss um bis zu 20 Prozent erhöht werden. Freies und die Presstöpfe verschlämmendes Wasser fällt dabei jedoch nicht an. Das Wachstum der Jungpflanzen war in allen bisher durchgeführten internen wie externen Versuchen völlig normal und mit dem Wachstum in herkömmlichen Presstopfsubstraten vergleichbar. Zum Teil zeigte sich sogar ein verbessertes Wurzelwachstum, was sicher in dem höheren Luftangebot im Substrat begründet liegt. Auch das vom Gärtner unerwünschte Wurzelwachstum von dem einen hinein in den benachbarten Presstopf, findet bei Einsatz von Flora Eco-Glue nicht stärker statt, wie bei herkömmlichen Presstopfrezepturen. Der Zusatz hat keine Auswirkungen auf Handhabung und Lagerung der Presstopfsubstrate, ist biotauglich und damit auch als Zusatz für Bio-Presstopfsubstrate geeignet.
Um eine zukünftige Anwendung ökonomisch interessanter zu gestalten, als das zum jetzigen Zeitpunkt bei einer Anwendung von Flora Eco-Glue der Fall wäre, werden aktuell von Floragard noch weitere Versuche zur Optimierung von Aufwandmenge und/oder Wirksamkeit in Kombination mit bereits bekannten Substratzusätzen durchgeführt.
Sicher ist eines – absehbar geht der deutsche Schwarztorf zuneige und immer mehr Weißtorf oder alternative Substratausgangsstoffe werden eingesetzt werden müssen. Presstöpfe produzierende Betriebe, die Millionenbeträge investiert haben in Produktionsabläufe, basierend auf überwiegend Schwarztorf enthaltende Substrate, werden sich freuen zu hören, dass nach heutigem Stand der Versuche von Floragard das vorteilhafte Prinzip der Presstopfproduktion dem Gartenbau erhalten bleiben dürfte.
Thomas Förster, Dipl.-Ing. (FH), Fachabteilung Gartenbau der Floragard Vertriebs-GmbH